Winterdienst 2010 in Scheessel


Am 15.2.2010 war ich in der öffentlichen Sitzung des Wegeausschusses. Hier ging es um erforderliche Maßnahmen im Strassen- und Wegebau. Bei der Gelegenheit kam auch der Winterdienst zur Sprache. Herr Lange (CDU) aus Wittkopsbostel erläuterte, dass er als Pendler mit dem Winterdienst der Gemeinde sehr zufrieden sei. Da wäre es in manch anderer Gemeinde wohl wesentlich schlechter bestellt. Beim zuständigen Herrn Claus bedankte er sich ausdrücklich.
Allerdings ergriff dann die Bürgermeisterin das Wort und erklärte, was die Gemeinde auch schon im Internet veröffentlicht hatte:



Ich weiß nicht, wie es am Bahnhof Scheessel aussieht, aber ich bin jeden Morgen am Bahnhof in Lauenbrück gewesen und habe festgestellt, dass schon vor dem Einlaufen des ersten Zuges morgens gegen 5:45 Uhr alles geräumt und gestreut ist, und zwar incl. aller Treppen, Überführungen und Bahnsteige. Wer dies durchführt, weiß ich nicht, denn derjenige war dann schon weg.

Im weiteren Verlauf der Sitzung forderte ein Ratsmitglied die Gemeinde auf, gegen Bürger, die ihrer Räumungspflicht nicht nachkommen, ein Bußgeld zu verhängen. Er erklärte, dass nach seiner Beobachtung in Scheessel nicht etwa ältere Menschen ihre Pflicht vernachlässigen, sondern Bürger im mittleren Alter.
Die Bürgermeisterin wies dieses Ansinnen zurück, aber nicht etwa mit dem Argument "wir müssen zunächst mit gutem Beispiel vorangehen", sondern weil die Gemeinde dies nicht leisten könne.

Ich erinnerte mich, dass Beeki im Internet schon am 1.2.2010 eine Umfrage gestartet hatte, die eine hohe Unzufriedenheit der Bürger mit dem Winterdienst ergab.



Haben die Bürger mit ihrer Kritik recht oder sind das Nörgler?

Am nächsten Tag erscheint in der Rotenburger Kreiszeitung ein Bericht über einen nicht gerämten Hydranten:



Nun, denke ich, das kann vorkommen. Da hatte man nicht drauf, dass ganz in der Nähe ein Hydrant geräumt werden muß. Am 17.2.2010 machte ich mich dann auf den Weg, um mal zu sehen, wie der Zustand in Scheessel nun wirklich aussieht.


Bei E Neukauf war der Parkplatz recht gut gerämt, bei anderen Discountern ebenfalls.


Anders sah das mit den Parkstreifen aus, die auch an Bundesstraßen in der Zuständigkeit der Gemeinde liegen. Diese waren nicht geräumt.


Auch die Bushaltestelle an der Bremer Straße war vereist.

Nun fuhr ich Richtung Gemeinde. Neben dem Hydranten war das Schild, das die Zeitung dokumentierte, entfernt worden. Der Hydrant stand weiterhin im Schnee.


Gegenüber liegt der Parkplatz des ehemaligen SPAR-Marktes. Auch er war nicht geräumt.


Die eingangs des Winters von Bürgern mit viel Begeisterung installierte Eisfläche ist im Schnee versunken und unbenutzbar.


Nun zum Parkplatz am Rathaus. Auch der war nicht geräumt.


Selbst der Parkplatz für Schwerbehinderte nicht.

Ich erinnere mich wieder an Lauenbrück. Dort wird der Parkplatz am Rathaus morgens kurz vor 7:00 Uhr geräumt.

Nun verstehe ich zwei Dinge:
1. Die Bürger im mittleren Alter sind möglicherweise gar nicht faul, wie man aus der Aufforderung nach Bestrafung schließen könnte. Dies sind diejenigen, die im Beruf stehen und trotzdem Familie versorgen müssen.
Die Anfahrten zur Arbeit dauern länger. Holt man die Kinder im Kindergarten etwas verspätet ab, kostet dies sofort Geld. Und muss die Mutter zum Rathaus, so kann sie dies nicht allein, denn viele Nebenstraßen sind ebenfalls nicht geräumt. Auch mit dem Auto kann man sie nicht zum Rathaus selbst fahren lassen. Die Gefahr des Sturzes ist viel zu groß. Und so bleibt der Schnee vor dem eigenen Haus liegen.

Das ist zwar nicht gut, aber vielleicht unvermeidlich.

2. Im Rathaus sieht man das aber offenbar ganz anders. Da kommt man elementaren Pflichten nicht nach, klopft sich aber auf die Schulter nach der Devise "we are the best" und zeigt mit dem Finger auf andere: DIE BAHN!!! Der Bürger!!!

Dies ist ein aktuelles Beispiel, wo Anspruch und Wirklichkeit bei der Gemeinde weit auseinander liegen.

Ernst Friesecke, 17.2.2010

Nachtrag: Das Mammomobil kommt. Nun geht es auf einmal doch.




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