Zum Thema Kinderbetreuung in der Gemeinde Scheessel kam Nordwestradio nach Westerholz in den "Westerholter Kroog".
Geleitet wurde die Sendung von Julia Meichsner.
Vor Ort hatten sich folgende Diskussionsteilnehmer eingefunden:
Karen Rathjen (Aktionsbündnis KiGa Westerholz)
Marianne Brüning (Fraktionsvors. der Grünen)
Karl-Heinz Fahlbusch (Ortsbürgermeister Westerholz)
aus Bremen zugeschaltet war
Dr. Ilse Wehrmann als Sachverständige für Frühpädagogik und
Buchautorin.
Frau Meichsner bedankte sich besonders bei Frau Brüning, die als einzige
Befürworterin der Schließung gekommen war. Man habe sich die Finger
wund gewählt, aber niemand sei bereit gewesen, in der Diskussion zu seiner
Meinung zu stehen. Auch die Bürgermeisterin, Frau Dittmer-Scheele, habe abgesagt.
Als Begründung habe sie angegeben, man habe in Westerholz in Kürze
eine Ortsratssitzung, das reiche dann ja wohl.
Frau Brüning stellte klar, dass sie die Schließung nicht befürworte,
allerdings der Entscheidung schweren Herzens zugestimmt habe. Die Geburtenrate ging
stark zurück, der Mietvertrag läuft Ende 2013 aus, in 2010 gingen
zwei gute Erzieherinnen in Rente. Da die Kommune Schulden habe, sei der Sparzwang
Ursache für diese notwendige Maßnahme.
Frau Wehrmann wies darauf hin, dass wir in Deutschland auch schon an den Kindern
gespart hätten, als wir noch Geld hatten. Wenn man kinderfreundlich sein wolle,
dann müsse man dafür auch Geld haben. Es gelte, die Prioritäten
richtig zu setzen. Viele Kommunen hätten Geld für einen Kreisel -- wir
lebten ja geradezu in einem Kreiselwahn --, aber kein Geld für Bildung. Man
habe dort in der Vergangenheit vielfach falsche Weichen gestellt.
Auf das Stichwort "altersübergreifende Erziehung" seitens Frau Meichsner
erwiderte Frau Brüning, sie fände dies eine gute Idee und sei dafür offen.
Zu den Kosten befragt, meinte Frau Rathjen, der Kindergarten Westerholz sei
mit einem Mietpreis von 550,-- EUR im Monat sehr günstig. Personalkosten
fielen überall an. Im Gegenzuge läge die Gemeinde mit ihren Gebühren
recht hoch. In anderen Orten wären die Gebühren geringer bei gleichzeitig
längerer Betreuungsdauer.
Auf Nachfrage von Frau Meichsner zur derzeitigen Auslastung der Kindergärten antwortete
Frau Brüning, dass nur noch ein Kindergarten Vollauslastung bei einer Gruppenstärke
von 25 habe.
Herr Fahlbusch monierte, dass es kein Gesamtkonzept gebe. Hier schließe man
einen Kindergarten, in Scheessel baue man eine Krippe neu auf. Altersgemischte
Gruppen könnten eine Lösung sein.
Frau Wehrmann meinte zu diesen Ausführungen, dass Kinder von 0 - 3 Jahren einerseits
und Kinder von 4 - 6 Jahren andererseits unterschiedliche Betreuung bräuchten.
Dies sei in einem Gebäude möglich, aber nicht in gemeinsamen Gruppen. Zeitweise
könnten 2jährige mit den älteren Kindern zusammen sein, aber dann
dürften die Gruppen max. 17 Kinder umfassen. 25 Kinder in einer Gruppe wären
sowieso zu viele. In jedem Fall müsse sich die Pädagogik anpassen.
Frau Wehrmann wies dann darauf hin, dass ab 2013 ein Krippenplatzanspruch besteht.
Dieser Bereich werde in Scheessel aber nicht erfüllt.
Frau Rathjen griff die Aussagen von Frau Wehrmann auf und erläuterte, dass das Aktionsbündnis
nicht eine gemeinsame Gruppe aller Jahrgänge gemeint hätte. Vielmehr schlage man
vor, die 2jährigen in den Kindergarten mit aufzunehmen, denn diese hingen derzeit in der Luft.
Für eine Krippe seien sie zu alt, für den Kindergarten zu jung.
Frau Brüning ging auf den Krippenplatzanspruch ein und erläuterte, dass für 35 Kinder ein
Bedarf an Krippenplatz bestehe. Die Gemeinde habe zugesagt, schnellstmöglich
eine zusätzliche Krippe in einem bestehenden Gebäude einzurichten. Dies sei
mit einer Kraftanstrengung auch zu schaffen.
Herr Fahlbusch war sich hingegen sicher, dass dies nicht erreicht werde, zumal
die Gemeinde kein Gesamtkonzept habe, sondern sich nur in wildem Aktionismus übe.
Er wies darauf hin, dass es auch nicht zwingend so sein müsse, das auswärtige
Kinder nach Scheessel müssen. Auch Scheesseler Kinder könnten in eine
Krippe einer Ortschaft geschickt werden. Dann ergebe sich weiterer Gestaltungsspielraum.
Frau Wehrmann konstatierte: "es fehlt ein roter Faden".
Auf Nachfrage von Frau Meichsner erklärte Karen Rathjen, dass das Aktionsbündnis
durchaus zu Kompromissen bereit sei. Man habe der Gemeinde auch Vorschläge unterbreitet.
Aber ein übergreifendes Gespräch mit Verwaltung, Politik, Erziehern und Eltern habe
es nicht gegeben, dies sei aber Wunsch des Aktionsbündnisses.
Frau Meichsner regte einen "runden Tisch" an, an dem sich dann auch Frau Wehrmann beteiligen
wollte.
Die Sendung endete mit der Vereinabrung, dass nach der Sendung eben dieser runde Tisch
vorbereitet werden soll.
Ernst Friesecke
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