Der vom Gemeinderat am 4.3.2010 verabschiedete Haushaltsplan 2010 wurde am 21.4.2010
von der Kommunalaufsicht genehmigt.
Offenbar gab es keine Veränderungen durch die Kommunalaufsicht.
Dies wirft die Frage auf, ob die Drohgebärden der Politiker und der
Bürgermeisterin, die Kommunalaufsicht würde dieses oder jenes fordern,
nur Taktik waren, um unliebsame Entscheidungen durchzudrücken.
1. Übersicht
| 2010 | 2011 | 2012 | 2013 |
| | | | |
wesentliche Einnahmen (in Tsd. EUR) | | | | |
Abwassergebühren | 1'320.0 | 1'320.0 | 1'340.0 | 1'340.0 |
Konzession EWE | 387.0 | 387.0 | 387.0 | 387.0 |
Grundsteuer A | 279.0 | 285.4 | 291.0 | 296.8 |
Grundsteuer B | 1'795.7 | 1'831.4 | 1'867.2 | 1'904.6 |
Gewerbesteuer | 1'587.3 | 1'674.4 | 1'816.6 | 1'987.7 |
Einkommensteuer | 3'160.0 | 3'302.2 | 3'549.8 | 3'745.0 |
Umsatzsteuer | 110.0 | 112.2 | 115.0 | 117.8 |
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Summe | 8'639.0 | 8'912.6 | 9'366.6 | 9'778.9 |
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wesentliche Ausgaben (in Tsd. EUR) | | | | |
Personalkosten | 4'468.4 | 4'515.7 | 4'527.6 | 4'622.1 |
Kreisumlage | 4'243.9 | 4'401.0 | 4'531.6 | 4'577.8 |
Gewerbesteuer- Umlage | 319.5 | 332.3 | 350.6 | 390.0 |
Zinsen | 13.0 | 35.8 | 46.1 | 64.7 |
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Summe | 9'044.8 | 9'284.8 | 9'455.9 | 9'654.6 |
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genaues Ergebnis | - 916.8 | - 612.6 | - 129.6 | 138.7 |
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Analyse der Einnahmen:
Die Grundsteuereinnahmen steigen. Bei Grundsteuer B kann dies der Fall sein,
weil Ackerland in Bauland umgewandelt und bebaut wird. Dies bedeutet dann aber,
dass die Fläche an Ackerland geringer wird, denn die Gesamtfläche
von Scheessel bleibt ja gleich.
Da hier beide Grundsteuerarten mehr Einnahmen bringen, bedeutet dies, dass in
den nächsten Jahren wieder die Hebesätze angehoben werden sollen.
Die Zuwächse an Gewerbesteuer betragen 5,5% (2011:2010), 8,5% (2012:2011) und 9,4% (2013:2012).
Diese Zuwächse sind reichlich optimistisch.
Die Zuwächse an Einkommensteuer betragen 4,5% (2011:2010), 7,5% (2012:2011) und 5,5% (2013:2012).
Diese Zuwächse sind utopisch.
Analyse der Ausgaben:
Die Personalkosten des Kindergartens Westerholz reduzieren sich in den folgenden
Jahren deutlich. Um die Kostenentwicklung vergleichbar zu machen, wurde die
Personalkostenentwicklung dieses Kindergartens mit der des Kindergartens Westervesede gleichgesetzt.
Mit dieser Bereinigung ergibt sich folgende Entwicklung der Personalkosten:
2008: 3'872.6 -- 2009: 4'113.4 (+6,2%) -- 2010: 4'468.4 (+8,6%) -- 2011: 4'536.7 (+1,5%) -- 2012: 4'549.5 (+0,3%) -- 2013: 4'645.6 (+2,1%)
Die Bürgermeisterin hat vom Rat die Aufgabe erhalten, ein Konzept der Personalentwicklung zu erstellen mit dem Ziel, 10% der Personalkosten einzusparen.
Sie hat spontan geäußert, dass dies nicht möglich sein wird, dass sie das Konzept aber erstellen wolle.
Bisher wurde der Öffentlichkeit kein Konzept vorgelegt. Vielmehr steigen die Personalkosten weiter, wenn auch nicht
mehr so üppig wie in den vergangenen Jahren. Der Personalplan 2010 zeigt gegenüber 2009 nur marginale
Veränderungen. Alle Planstellen der Verwaltung sind besetzt.
Aus den weiteren Zahlen des Haushaltsplans ist nicht ersichtlich, dass die Personalentwicklung
einer spürbaren Veränderung unterliegt. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn durch
Einführung eines Ratsinformationssystems Personal- und Sachkosten reduziert würden
und frei werdendes Personal für andere Aufgaben wie Wirtschaftsförderung oder Tourismusförderung
eingesetzt werden würde.
Es wird zwar dem Namen nach ein Ratsinformationssystem für 2010 eingeplant, aber die veranschlagten
Kosten in Höhe von 35.000,-- für Hardware und Software zusammen machen deutlich, dass es sich
de facto um etwas anderes handelt, denn für diesen Betrag ist ein Ratsinformationssystem nicht zu
bekommen. Es dürfte sich vielmehr um updates bestehender Software und die Erweiterung der
Homepage mit neuem Menue und Suchfunktion handeln.
Auch ist in den Bereichen Wirtschaftsförderung und Touristik keine Veränderung der Personalkosten
erkennbar. Beide Bereiche liegen auch im Haushaltsplan praktisch brach.
Fazit: Es wird zwar nicht mehr üppig verteilt, hier und da gespart z.B. an der Kassiererin im Freibad
und ausgeschiedenes Personal nicht unbedingt ersetzt.
Aber im wesentlichen geht es unverändert weiter. Die Erkenntnisse anderer Gemeinden, die
inzwischen samt und sonders ein Ratsinformationssystem eingeführt haben und ihr Personal
verstärkt für die Förderung des eigenen Standorts einsetzen, fechten in Scheessel niemand an.
Die Ergebnisse können tagtäglich bei einer Fahrt durch Scheessel, Visselhövede,
Tostedt, Schneverdingen, Sittensen usw. festgestellt werden: kein Ort ist so mausetot wie Scheessel.
Zinsentwicklung:
Die zu zahlenden Zinsen für Kredite sind in absoluten Zahlen und in Relation zu anderen Gemeinden gering.
Der Zuwachs in den letzten Jahren ist aber ganz erheblich, und zwar:
2008: 1.381,-- EUR -- 2009: 7.971,-- EUR -- 2010: 13.000,-- EUR 2011: 35.800,-- EUR -- 2012: 46.100,-- EUR -- 2013: 64.700,-- EUR
2. Investive Einzahlungen und Auszahlungen
| 2010 | 2011 | 2012 | 2013 |
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alle Angaben in Tsd. EUR | | | | |
Zuwendungen für Investitionen | 49.3 | 0.0 | 594.0 | 0.0 |
Beiträge zu Investitionen | 377.9 | 57.1 | 718.1 | 93.1 |
Erwerb Grundstücke und Gebäude | 78.1 | 0.0 | 4.7 | 123.2 |
Baumaßnahmen | 1'212.5 | 251.5 | 2'181.5 | 265.5 |
Erwerb beweglichen Sachvermögens | 302.9 | 248.4 | 343.5 | 288.4 |
aktivierbare Zuwendungen | 214.0 | 170.0 | 170.0 | 170.0 |
Analyse:
Die Kosten für den Erwerb des beweglichen Sachvermögens, also Anschaffungen, die nicht Gebäude oder Flächen sind, sondern
Anschaffungen, mit denen Ausstattung ersetzt und ergänzt oder modernisiert wird, sind deutlich zurückgegangen.
Diese Kosten betrugen 2008 noch 2'211.961,-- EUR, in 2009 sogar 2'483.311,-- EUR.
In den 4 Jahren von 2010 bis 2013 betragen sie zusammen noch ganze 1'183.200,-- EUR, also weniger als die Hälfte
allein des Betrags von 2009.
Da stellt sich die Frage, ob in der Vergangenheit das Geld mit beiden Händen zum Fenster
hinausgeworfen wurde oder ob in nächster Zukunft einfach nichts mehr angeschafft wird.
Letzteres scheint jedenfalls auch gegeben zu sein. So bekommt die Beeke-Schule keine weiteren
White Boards mehr. Die Grundschule in Hetzwege bekommt noch einen Werkraum, der Beeke-Kindergarten
einen Spielteppich für 300,-- EUR. Der Kindergarten Sperlingsweg kann 400,-- EUR in Diverses
investieren, und das war es dann auch.
Gespart wird auch an den Straßen. So ist die Dorferneuerung Bultweg genau so gestrichen
worden wie die Sanierung der Zufahrtsstraße nach Büschelskamp, die die Gefahr eines
schweren Unfalls in sich birgt. Statt dessen stehen 15.000,-- EUR für die weitere Planung
des sog. Marktquartiers zur Verfügung.
Für Tourismusförderung stehen gerade mal 16.000,-- EUR zur Verfügung.
3. Personalkosten Kindergärten
| 2010 | 2011 | 2012 | 2013 |
| | | | |
alle Angaben in Tsd. EUR | | | | |
Beeke-Kindergarten | 550.7 | 559.3 | 566.2 | 577.8 |
KiGa Sperlingsweg | 366.9 | 373.1 | 377.3 | 384.9 |
KiGa Hetzwege | 95.1 | 85.7 | 87.0 | 89.3 |
KiGa Jeersdorf | 200.5 | 203.9 | 206.1 | 210.2 |
KiGa Ostervesede | 69.9 | 71.1 | 71.8 | 73.2 |
KiGa Westerholz | 78.3 | 58.7 | 18.2 | 19.9 |
KiGa Westervesede | 78.6 | 80.0 | 80.9 | 82.5 |
KiGa Wohlsdorf | 84.4 | 85.7 | 86.9 | 88.7 |
Analyse:
Der Abfall der Personalkosten in Westerholz weist auf die Schließung des Kindergartens hin. Allerdings
verbleiben für die letzten beiden Jahre noch knapp 20.000,-- EUR, rund ein Viertel der diesjährigen
Kosten. Desweiteren zeigt die untenstehende Tabelle durchgängig dieselben Einnahmen. Man geht offenbar von gleichbleibender
Anzahl der Kinder aus, die auf andere Kindergärten verteilt werden, bei denen dann für die Mehrbetreuung
immerhin fast 20.000,-- EUR jährlich mehr anfallen.
4. Ergebnisrechnung Kindergarten Westerholz
| 2010 | 2011 | 2012 | 2013 |
| | | | |
Einnahmen (in Tsd. EUR) | | | | |
Zuwendungen/Umlagen | 23.0 | 23.0 | 23.0 | 23.0 |
öffentl. Entgelte | 13.2 | 13.2 | 13.2 | 13.2 |
| | | | |
Summe | 36.2 | 36.2 | 36.2 | 36.2 |
| | | | |
Ausgaben (in Tsd. EUR) | | | | |
Personalkosten | 78.3 | 58.7 | 18.2 | 19.9 |
Sach- u. Dienstleistungen | 10.3 | 11.8 | 11.3 | 11.4 |
sonst. Auszahlungen | 1.7 | 1.2 | 1.3 | 1.3 |
| | | | |
Summe | 90.3 | 71.7 | 30.8 | 32.6 |
| | | | |
| | | | |
Ergebnis | - 54.1 | - 35.5 | 5.4 | 3.6 |
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In den Sachkosten sind - im Gegensatz zu den anderen Kindergärten -- 6.600,-- EUR für Miete enthalten.
5. Kostendeckungsgrad (Erträge / Aufwendungen) der Kindergärten in 2010
| Erträge | Aufwendungen | Ergebnis | Deckungsgrad |
| | | | |
alle Angaben in Tsd. EUR, Kostendeckungsgrad in % | | | | |
Beeke-Kindergarten | 265.8 | 598.6 | - 332.8 | 44.4 |
KiGa Sperlingsweg | 257.0 | 397.7 | - 140.0 | 64.6 |
KiGa Hetzwege | 64.5 | 106.9 | - 42.4 | 60.3 |
KiGa Jeersdorf | 156.0 | 225.1 | - 69.1 | 69.3 |
KiGa Ostervesede | 32.9 | 77.0 | - 44.1 | 42.7 |
KiGa Westerholz *) | 36.2 | 83.7 | - 47.5 | 43.2 |
KiGa Westervesede | 47.2 | 87.1 | - 39.9 | 54.2 |
KiGa Wohlsdorf | 55.6 | 96.2 | - 40.6 | 57.8 |
*) ohne 6.600,-- Mietkosten, um die Kindergärten vergleichbar zu machen
6. Personalkostendeckungsgrad (Erträge / Personalkosten) der Kindergärten in 2010
| Erträge | Personalkosten | sonst. Kosten | Deckungsgrad |
| | | | |
alle Angaben in Tsd. EUR, Personalkostendeckungsgrad in % | | | | |
Beeke-Kindergarten | 265.8 | 550.7 | 47.9 | 48.3 |
KiGa Sperlingsweg | 257.0 | 366.9 | 30.8 | 70.6 |
KiGa Hetzwege | 64.5 | 95.1 | 11.8 | 67.8 |
KiGa Jeersdorf | 156.0 | 200.5 | 24.6 | 77.8 |
KiGa Ostervesede | 32.9 | 69.9 | 7.1 | 47.1 |
KiGa Westerholz *) | 36.2 | 78.3 | 5.4 | 46.2 |
KiGa Westervesede | 47.2 | 78.6 | 8.5 | 60.1 |
KiGa Wohlsdorf | 55.6 | 84.4 | 11.8 | 65.9 |
*) ohne 6.600,-- Mietkosten, um die Kindergärten vergleichbar zu machen
7. Effizienz der Kindergärten in 2010
Dazu werden die fiktiven Erträge und Kosten bei einer Auslastung von 100% und der sich dann ergebende Kostendeckungsgrad ermittelt.
Formeln: Erträge = tats. Erträge / tats. Auslastung
Personalkosten = tats. Personalkosten
sonst. Kosten = 0.5*sonst. Kosten + 0.5*sonst. Kosten / tats. Auslastung
(Westerholz ohne Mietkosten)
Deckungsgrad = (Erträge / (Personalkosten + sonst. Kosten))*100
Damit Vergleichbarkeit besteht, werden nur die Kindergärten mit reinem Vormittagsangebot betrachtet.
| Erträge | Personalkosten | sonst. Kosten | Deckungsgrad |
| | | | |
alle Angaben in Tsd. EUR, fiktiver Kostendeckungsgrad in % | | | | |
KiGa Ostervesede (Auslastung 60%) | 54.8 | 69.9 | 9.5 | 69.0 |
KiGa Westerholz *) (Auslastung 72%) | 50.3 | 78.3 | 5.5 | 60.0 |
KiGa Westervesede (Auslastung 92%) | 51.3 | 78.6 | 8.9 | 58.6 |
KiGa Wohlsdorf (Auslastung 100%) | 55.6 | 84.4 | 11.8 | 57.8 |
*) ohne 6.600,-- Mietkosten, um die Kindergärten vergleichbar zu machen
Analyse:
Macht man die Kindergärten vergleichbar, so hat der Kindergarten Westerholz die zweitbesten Werte.
Es fällt auf, dass der effizienteste Kindergarten Ostervesede in anderen Betrachtungen
recht schlechte Werte aufweist, weil er die geringste Auslastung hat.
Das Bestreben, die Auslastung durch den zusätzlichen Anreiz eines Schwerpunktkindergartens "Natur"
zu erhöhen, ist in Ordnung. Ob die beabsichtigte Schließung in Westerholz richtig ist,
ist stark zu bezweifeln.
Die Gemeinde macht keine betriebswirtschaftliche Ergebnisrechnung. In allen Kindergärten
fehlen die Kosten der Gebäude-Unterhaltung sowie die Abschreibungen. Das eigentliche Ziel der
Doppik wurde nicht umgesetzt. Daher ist die Vermischung von Kindergärten mit Mietkosten einerseits,
jedoch ohne Gebäudekosten bei eigenen Gebäuden andererseits unzulässig.
Die Betrachtungsergebnisse der Gemeinde sind falsch.
Da die Gebäudekosten nicht bekannt sind, wurden die Mietkosten beim Kindergarten Westerholz herausgerechnet.
Für eine genaue Darstellung muss man jedoch für jeden Kindergarten alle Kosten ansetzen.
Dann wird sich ein Vergleich der Kindergärten noch etwas anders darstellen.
Die angeblich rückläufigen Zahlen lassen sich aus der Planung nicht
herleiten. Werden die Kinder des Kindergartens Westerholz auf andere Kindergärten verteilt, so
sind dort keine Kapazitäten mehr frei, wenn denn der gesetzliche Anspruch auf Kinderbetreuung
in den nächsten Jahren stärker in Anspruch genommen wird.
Die Überbrückung von einigen Jahren wie auch die Kosten für eine Umgestaltung zu
einer Kombination von Krippe und Kindergarten sind mit Sicherheit geringer als die Kosten eines
Kindergartens, der neu installiert werden muss, weil sich die Schließung als voreilig erwiesen hat.
Ernst Friesecke
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